Gabes

Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika

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Seite 13

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"Bis dahin kannst du bei mir arbeiten", sagte mir der Mann. Ich wunderte mich immer wieder über die Sprachgewandtheit der Eingeborenen. Sie erzählten mir, daß sie die englische Sprache von amerikanischen Soldaten erlernt hätten, die im Kriege durch Tunesien marschiert waren. Ich war sehr froh, in der Schule wenigstens im Englischen gut aufgepaßt zu haben. Mit der englischen Sprache, so hatte schon mein Lehrer gesagt, kommt man durch die ganze Welt. Gabes ist eine kleine Hafenstadt mit einem schönen breiten Strand. Ich hatte oft Gelegenheit, das Leben und Treiben der Eingeborenen zu beobachten. Es war stets ein neues Erlebnis für mich, zu sehen, wie die Kamele zum Tränken geführt wurden und wie die Frauen mit großen Körben auf dem Kopfe ihre Wäsche ans Meer trugen, um sie dort zu waschen. Besonders seltsam fand ich, daß inmitten des friedlichen Landes alle Männer ein Gewehr mit sich führten, vor allem die nomadisierenden Beduinen, die hoch auf ihren Kamelen mit dem Gewehr in der Hand durch die Gegend galoppierten. Nach drei Tagen brachen wir auf. Zu allem Unglück waren wir jetzt auch noch in einer trostlosen öden Gegend. Ohne Burnus hätte ich diese beschwerliche Tour gar nicht unternehmen können.

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Als nach einer Stunde der starke Sturm nachließ, hatte ich die Spur Abd el Karis verloren. Er war wie vom Erdboden verschwunden. So weit mein Auge reichte, sah ich nur die Berge und Täler der Wüste. Dabei konnte ich höchstens zwei gute Tagereisen von Tripolis entfernt sein. Mit einem Kamel hatte ich mich bereits angefreundet, und von Abd el Kari, so hieß unser Karawanenführer, lernte ich die Kunst des Kamelreitens Die etwa 300 Kilometer, die vor uns lagen, wollte Abd el Kari in vier Tagen zurücklegen. Am zweiten Tag unserer Reise aber ereignete sich ein Zwischenfall, der mir beinahe das Leben gekostet hätte. Ein leichter Wind machte sich plötzlich bemerkbar, und ehe ich mich versah, wurde er so heftig, daß ich mich nur mit Mühe im Sattel halten konnte. Am Horizont tauchten Palmen auf. Dort mußte eine Oase sein. Ich spornte mein Kamel an. Aber was war das? Eben hatte ich die Palmen links von mir gesehen, jetzt aber standen sie auf der rechten Seite. Eine Sinnestäuschung, eine Fata Morgana? Ich konnte meinen Augen nicht mehr trauen. Und da bekam ich es mit der Angst zu tun.

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Gabes, nomadisierende Beduinen, Libyen, Tunesien